Über mich

Name: Wolfgang Runge

Wohnort: Kastorf


Hobbys: Saunagänge, Fahrradtouren, Kajakfahrten
Lieblingsmusik: U2, Bruce Springsteen
Lieblingsfilme: alle Startrek-Serien
Sprachen: Deutsch, Englisch
Lieblingsmotto: Geduld ist unsere Stärke.

LEBENSLAUF – BIOGRAFISCH-BERUFLICH-GEISTLICH

Kindheit und Schulzeit - Volkskirchlichkeit und Aufklärung 1958-1976

Am 9. April 1958 kam ich, Wolfgang Runge, als erstes Kind des Glasermeisters Günter Runge und seiner Frau Waltraud Runge, geborene Rachold, in Hamburg zur Welt. Im Alter von acht Monaten wurde ich in der Christians-Kirche in Hamburg-Altona getauft. Meine beiden Schwestern wurden am 29. April 1960 und am 6. August 1963 geboren.Damit sollte unsere Familie vollständig sein. Im selben Jahr zog unsere Familie nach Dassendorf bei Aumühle. Mein Vater betrieb seinen Handwerkerbetrieb als Glaser und Spiegelbeleger in Hamburg weiterhin als Pendler vom neu gebauten Haus aus. An meinem sechsten Geburtstag wurde ich in die Grundschule in Dassendorf eingeschult. Nach den damals stattfindenden Kurzschuljahren wechselte ich im Sommer 1967 auf die Realschule in Geesthacht / Elbe. Meine Eltern waren kirchlich eher uninteressiert, schickten mich aber zu Kindergottesdienst und Konfirmandenunterricht. An die neunte Schulklasse in der Realschule schlossen sich vier Jahre auf dem naturwissenschaftlich-

neusprachlichen Gymnasium Schwarzenbek an. In der Schulzeit, besonders in

den letzten Schuljahren, entwickelte ich Interesse an Mathematik und Naturwissenschaften,

fasziniert von Literatur und Philosophie der Aufklärung näherte ich mich eher kritisch Religion und Kirche. „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit...“ (I. Kant) Achtzehnjährig bestand ich am 13. Mai 1976 das Abitur.

 

Entdeckung von Kirche und Glaube 1970-1976

In diese letzten Schuljahre fallen wichtige Begegnungen mit der Kirche, die Ausschlag gebend waren für meinen weiteren Lebensweg. Als Konfirmand wurde durch Pastor Christian Schirren zum ersten Mal die Frage nach Gott zu meiner eigenen Frage. Das Miteinander von Glaube und Vernunft, das Thema Rudolf Bultmanns, wurde mir durch ihn vermittelt. Seine Betonung der Weltverantwortung verband sich mit der Herzensfrömmigkeit der Ansverus-Communität. Begegnungen mit Diakon Hans Walter und dem Ansverus-Haus in Aumühle gaben mir eine Ahnung von der Bedeutung des Gebetes. Ich blieb in Verbindung mit Kirche und Gemeinde und beschäftigte mich intensiv mit dem Evangelium.

Ich trat in den Dassendorfer Posaunenchor ein, dem ich fünf Jahre lang angehörte. Neben der Freude am Trompetenspiel bekam ich hier einen Zugang zu unseren traditionellen Chorälen. Als Pastor in Neumünster war ich später selbst Posaunenchorleiter und Bezirksobmann der Nordelbischen Posaunenmission.

 

Die Frage nach Gott, Gemeinschaft und Verantwortung 1974-1978

Seit 1974 gehörte ich zur Evangelischen Jugend in Dassendorf. In der Jugendarbeit fand ich Freiheit und Möglichkeit, mich mit der Frage nach Gott zu beschäftigen. Die Evangelische Jugendgruppe mit ihrer verbindlichen, thematischen Arbeit, Rüstzeiten im Ansverus-Haus, Ausbildung zum Jugendgruppenleiter, zwei Jahre lang Leitung der Kinder- und Jugendarbeit in der Mitarbeiterwohnung der Aumühler Kirchengemeinde, Gestaltung von Jugendgottesdiensten und Jugendtagen, Mitgliedschaft im Kirchenkreisjugendausschuss, in all dem fand ich Gemeinschaft und Verantwortung und hier ging ich den mir immer wichtiger werdenden eigenen Glaubensfragen nach.

 

Religiöse Erfahrung und Theologie 1976-1983

So begann ich folglich im Wintersemester 1976/77 das Studium der Evangelischen Theologie. Ich studierte an den Universitäten in Hamburg und Heidelberg und schloss das Studium im Sommer 1983 mit dem ersten Theologischen Examen ab. Schwerpunkte meines Studiums bildeten die biblische und vor allem dann auch die systematische Theologie. Martin Luther lehrte mich die Freiheit und den Dienstauftrag eines Christenmenschen. Ich lernte die historisch-kritische Forschung zu schätzen. Die Beschäftigung mit dem Wort Gottes beginnt mit dem Respekt vor dem Text. Besonders beschäftigte ich mich mit dem Gegenüber von liberaler und dialektischer

Theologie. Der Glaube als Ausdruck von existentieller Ergriffenheit von der Güte Gottes

verdankt sich einem liebenden, unverfügbaren Gegenüber. Die Christologie Friedrich Schleiermachers wählte ich zum Thema meiner Examensarbeit. Christus ist der Bezugspunkt unseres Gottesbewusstseins. Die Erkenntnis Christi ist wesentlich eine existentielle Erfahrung. „Hoc est Christum cognoscere, beneficia eius cognoscere.“ (so schon Melanchthon). Nach dem mehr exegetisch orientierten Studium in Hamburg, widmete ich mich bei Prof. Theißen der neutestamentlichen Theologie und bei Prof. Steiger der systematischen Theologie. Die Evangelien bezeugen ja neben Christi Tod für uns und der Auferstehung besonders eindrücklich die Inkarnation des Wortes Gottes. Mit Paulus verstehe ich von daher mein Leben und meine Arbeit nach 2. Kor. 1,24: Ich möchte anderen mit dem Wort Gottes Gehilfe zur Freude sein. Die Frömmigkeit der Kirchentage prägte mich in dieser Zeit besonders: Ein fröhlicher Glaube, eine einladende Kirche, Liebe zu Mensch und Schöpfung, die zur Weltverantwortung wird. Im Kirchenkreis Neumünster war ich später viele Jahre Kirchenkreisbeauftragter für den Deutschen Evangelischen Kirchentag.

 

Abschiede und Neuanfänge 1979-1984

Während des Studiums starb im Sommer 1979 meine Mutter im Alter von 44 Jahren an Krebs. Ich kehrte wieder nach Hause zurück, um Vater und Schwestern in dieser schweren Zeit beizustehen. Ein Jahr später zog ich mit meiner Partnerin nach Heidelberg. Bekannt aus der Jugendarbeit, sind wir uns während des gemeinsamen Theologiestudiums näher gekommen. Nach dem Studium heirateten wir am 27. August 1983. Sie trat anschließend ihr Vikariat in Plön an. So zogen wir im Herbst 1983 auf den Koppelsberg bei Plön.

Eine halbjährige Wartezeit auf einen freien Vikariatsplatz nutzte ich für ein Praktikum beim

Nordelbischen Jugendpfarramt und eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Theologie Paul Tillichs und Karl Barths an der Universität Hamburg. Wie sind Offenbarung und existentielle Situation aufeinander zu beziehen? Theologie und Anthropologie bedingen einander.

 

Praxis und Rollenfindung 1984-1986

Das zweijährige Vikariat begann ich im Frühjahr 1984 in der Bugenhagen-Kirchengemeinde in Lübeck-Buntekuh bei Pastor Jürgen Hahnkamp. Während der Arbeit in diesem städtischen Lübecker Neubaugebiet bildete sich als Berufseinstellung und besonderes Interessengebiet die Seelsorge heraus. Der seelsorgerliche Aspekt der Predigt, Hausbesuche, Kasualien mit Nachgesprächen und der Beginn einer Ausbildung in klinischer Seelsorge hat meine pastorale Identität als Seelsorger begründet. Die Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte selbst ist der Beginn jeder Klärung. Ich möchte Menschen in konkreten Situationen hilfreich sein und in diesen Situationen mit den Menschen nach Gott suchen und nach seiner Botschaft an uns. Jedes Seelsorgegespräch hat eine geistliche Dimension, die hilfreich zur Sprache gebracht werden kann. Bis vor wenigen Jahren nahm ich regelmäßig an einer Balintgruppe teil. Die klinische Seelsorgeausbildung, regelmäßige Fallarbeit und Reflektion der eigenen Praxis, aber auch das Gebet, ist Grundlage meiner seelsorgerlichen Kompetenz.

 

Stadtpastor, Ehemann und Vater 1986-1990

Im Frühjahr 1986 schloss ich das Vikariat mit dem zweiten Theologischen Examen ab und wurde am 11. Mai 1986 im Lübecker Dom zum Pastor ordiniert.

Am 1. Juli 1986 wurden meine Frau und ich Pastorin und Pastor zur Anstellung in der Johanneskirchengemeinde Neumünster-Wittorf. Meine Frau wurde nun meine Kollegin im Amt. Wir beide versahen je eine halbe Stelle. 1990 wurden wir einstimmig gewählt und in unser Amt eingeführt. In diesen acht Jahren pastoraler Tätigkeit bis 1994 im randstädtischen Bereich bildeten sich weitere Schwerpunkte pastoraler Arbeit heraus, die meine Arbeit seitdem prägen. Mir geht es um volkskirchliche Gemeindearbeit. Die Taufe als Symbol der „vorlaufenden Gnade Gottes“ (Augustin), nehme ich ernst. Ich feiere gerne Gottesdienst. Er ist für mich zuallererst die Feier der Gegenwart Gottes in Wort und Sakrament, in der Welt und in unseren Herzen. Der Gottesdienst ist für mein Leben und meine kirchliche Arbeit der Dreh- und Angelpunkt. In Liturgie, Liedern und Gebet fühle ich mich beheimatet. Ich predige gerne. Hausbesuche blieben für mich ein wesentlicher Teil des pastoralen Dienstes. So habe ich einen Besuchsdienst aufgebaut und mit der Diakoniestation und anderen diakonischen Einrichtungen zusammengearbeitet.

Durchgehend begleitete mich die Jugendarbeit als ein Teil meiner Arbeit.

In dieser Zeit in Neumünster-Wittorf wurden auch unsere drei Söhne 1988, 1990 und 1992 geboren. Ich freue mich bis heute sehr an unseren inzwischen vier Kindern. Ein Erziehungsjahr verbrachte ich von Dez.1993 bis September 1994 ganz mit ihnen. 1994 wurde schließlich unsere Tochter geboren.

Die Gesprächsarbeit in Gruppen und Kreisen ergänzte ich um eine Stadtteilarbeit, die

wesentlich dazu beitrug, Kirche, Schulen, kommunale Stellen und Vereine zu einem hilfreichen und gut kommunizierendem Netzwerk zu verbinden.

In der Fortbildung dieser Jahre beschäftigte ich mich mit Fragen und Methoden der Öffentlichkeitsarbeit. Kirche soll weg von „undeutlicher Aktivität“ hin zu öffentlich wirksamer und profilierter Wahrnehmbarkeit im öffentlichen Diskurs. Ihre Kampagnenfähigkeit ist zu stärken. Im Sommer 1994 schloss ich ein vierteiliges Fachseminar „Öffentlichkeits- und Medienarbeit für Pastoren“ an der Akademie für Publizistik in Hamburg ab. In dieser Ausbildung und weiteren, aufbauenden Fortbildungen erwarb ich meine Kompetenz in öffentlicher Darstellung kirchlicher Arbeit. Von der Gestaltung von Gemeindebriefen, Broschüren, Plakate und Pressetextten über Interviewtechnik und Erstellen

von Hörfunkbeiträgen bis zur Entwicklung von Kampagnen und Pressekonferenzen erwarb

ich Grundwissen und –fertigkeiten für die professionelle Darstellung von Kirche und Glaube in der Öffentlichkeit.

 

Dorfpastor – Tradition und Erneuerung 1994-2020

Der bevorstehende Eintritt unseres ältesten Sohnes in die Schule legte einen Wechsel der Stelle nahe. Meine Frau war schwanger mit unserer Tochter. Und nach 8 Jahren auf geteilter Stelle wollten wir fortan in getrennten Arbeitsbereichen wirken. So bewarb ich mich auf die Stelle eines Pastors in der Kirchengemeinde Berkenthin. Der Antritt der Pfarrstelle am 1. Oktober 1994 bedeutete sowohl Neuanfang als auch Rückkehr in die lauenburgische Heimat. Die aus der Jugend vertraute kirchliche Landschaft bot ein Bild von bodenständiger Kirchlichkeit und Kontinuität. Die Arbeit als Dorfpastor trat mir als vertraute Rolle und persönliche Herausforderung entgegen. Die öffentliche Rolle im Dorfleben fülle ich bis heute gerne aus. Ich fand meine pastorale Identität als eine öffentliche Person, der Wertschätzung und Vertrauen entgegengebracht wird und die geistlich und seelsorgerlich in Anspruch genommen wird. Ich fand viele ehrenamtliche Mitarbeiter für die unterschiedlichen Arbeitsbereiche. Das gottesdienstliche Leben bereicherte sich kirchenmusikalisch mit verschiedenen Chören und neuen Formen des Gottesdienstes. Gottesdienste auf den Dörfern des Kirchspiels und unter freiem Himmel, zu Dorffesten und anderen Veranstaltungen, Gottesdienste mit Feuerwehr, Schützenverein, jungen Familien und Neuzugezogenen ließen Kontakte und Beziehungen zu vielen Teilen der Bevölkerung entstehen. Die Zusammenarbeit mit Kommune, Feuerwehr, Vereinen und Initiativen integriert die Kirche in das dörfliche Leben und gibt Möglichkeiten, Ereignisse des

Dorflebens auf das Evangelium zu beziehen. Gefragte pastorale Kompetenzen sind hier neben Liturgie und Predigt, öffentliche Rede und öffentliches Gebet, Seelsorge, Bildung in Erwachsenenarbeit und Kindergärten, Diakonie und Kulturarbeit.

Die Notfallseelsorge wurde mir als weitere Aufgabe angetragen. Nach einer entsprechenden Ausbildung versah ich sie als Feuerwehrpastor im Range eines Brandmeisters.

Mit dem „GoSpecial“ entwickelte ich im Jahre 2002 eine Gottesdienstform mit Theater, moderner Musik und anderen Stilelementen, die, von einer großen Gruppe Ehrenamtlicher vorbereitet, mehrmals jährlich die Sporthalle füllte. Vorbilder aus dem evangelikalen Bereich gestaltete ich dabei um zu modernen Gottesdiensten, die volkskirchliche Frömmigkeit aufnehmen und vertiefen. Ich entdeckte dabei meine Fähigkeit, mit ganz verschiedenen Frömmigkeits- und Lebenskulturen zusammenarbeiten zu können. Neue Gottesdienstformen sind für mich Ausdruck der spirituellen Vielfalt in der

Volkskirche. Eine Atmosphäre der Freiheit im theologischen Diskurs und der Entwicklung des eigenen Glaubenslebens ist mir wichtig.

2003 besuchte ich zum ersten Mal Taizè. Stille, Gebet, einfaches Leben und Weltverantwortung, ökumenische Ausrichtung und Zusammenleben

von Menschen aus aller Welt beeindruckten mich tief. Seither gibt es auch ein Stück

von Taizè in meinem Herzen und in der Kirchengemeinde Berkenthin. Monatliche Taizègottesdienste und jährliche Fahrten mit Jugendlichen und Erwachsenen hinterlassen Spuren tiefer Frömmigkeit und einfacher Spiritualität bei mir und bei allen, die sich auf den inneren Weg nach Taizè machten.

 

Meine Projekte der letzten Jahre waren Bau und Gründung einer Ev. Tagespflegeeinrichtung, die Unterstützung des "Runden Tisches für Willkommenskultur" und der Flüchtlingsarbeit unserer Kirchengemeinde mit der Organisation einer Demonstration für Mitmenschlichkeit und gegen Rassismus und Populismus mit über eintausend TeilnehmerInnen am Reformationstag 2018, die Verwirklichung von ökologischen Projekten auf Kirchenland 2018 gemeinsam mit den Pächtern, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt und dem Dt. Verband für Landschaftspflege und der Umbau des Pastorates zu einem modernen Ev. Familienzentrum.

 

Meine Frau und ich trennten uns Anfang des Jahres 2006 nach 23 Ehejahren. Am 9. November 2007 wurden wir geschieden. Das Verhältnis zu meiner ehemaligen Frau ist freundschaftlich.

Seit dem 11. Januar 2008 bin ich glücklich wieder verheiratet.

 

Leiten und Führen mit Mut und Methode 1994-2020

Eine besondere Aufgabe ist die Leitung der Kirchengemeinde mit ihren Einrichtungen (zwei Ev. Kindergärten, einer Diakonie-Sozialstation und einem Friedhof, seit 2014 Ev. Familienzentrum, seit 2018 eine Ev. Tagespflegeeinrichtung)

Ich wuchs in die Leitungsaufgaben hinein und fand meine Rolle als Chef von zeitweise über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Immer wieder waren und sind Veränderungen und Umstrukturierungen zu initiieren und durchzuführen, wie z.B. die Einrichtung von Integrations-, Hort- und Krippengruppen, die konzeptionelle Bildungsarbeit, die religionspädagogische Fortbildung der Mitarbeiterinnen, die Erarbeitung eines Qualitätshandbuches.

Ich kann Mitarbeiter führen und unterstützen. Die Qualitätsentwicklung von Einrichtungen,

Personalentwicklung und Coaching, aber auch Trennung von MitarbeiterInnen und

Beendigung von Arbeitsverhältnissen habe ich gelernt oder auch lernen müssen. Keine Personalfrage ist mir fremd. Ich kann Mitarbeiter seelsorgerlich sensibel begleiten, fachlich beraten und auch konfrontativ auf ihre Aufgaben aufmerksam machen. Ich kann gruppendynamische Prozesse erkennen und strukturieren. Meine Führungsfähigkeiten konnte ich gewinnbringend während der einjährigen Fortbildung im Ev. Zentrum Rissen 1998 / 99 reflektieren und methodisch erweitern. Die Ausrichtung der ambulanten Pflege auf Wirtschaftlichkeit und Pflegequalität war seit Einführung der Pflegeversicherung ständige Herausforderung. Finanzfragen, Haushalts- und Wirtschaftspläne, ob kameralistisch oder kaufmännisch, sind für mich keine Bücher mit sieben Siegeln. Die Gestaltung des Friedhofes als einen Ort des Trostes sah ich auch als eine geistliche Aufgabe an. Die Friedhofskultur ist ein wichtiger, geistlicher Teil kirchlicher Präsenz.

 

Kirche sollte öffentlich wirksam und einladend sein. 2006-2020

Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnenentwicklung erlernte ich in verschiedenen Fortbildungen und setzte sie zum Beispiel in einer Kampagne zur Einladung zum Wiedereintritt erfolgreich um. 55 Wiedereintritte konnte unsere Kirchengemeinde so in eineinhalb Jahren verzeichnen. Die Kampagne wurde 2006 mit einem 2. Preis für Öffentlichkeitsarbeit bei der bundesweiten Ausschreibung des Gemeinschaftswerkes Evangelischer Publizistik ausgezeichnet.

 

Diakonie ist auch ein wesentliches Merkmal ortsgemeindlicher Arbeit. 1994-2020

Die Kindergärten und die Sozialstation waren immer wieder natürliche Kontaktpunkte zum

Diakonischen Werk. Johannes Koch und ich riefen 2007 die Initiative „Nachbarn helfen Kindern und deren Familien“ in Berkenthin ins Leben. In Kooperation mit Jugendamt, Rotem Kreuz, Kindergärten, Schule, Landfrauenverein und vielen fachlich kompetenten Ehrenamtlichen unterstützt sie sozial schwache Familien in unserem ländlichen Bereich. Ich habe die Zusammenarbeit von Ortsgemeinden und Diensten und Werken wie Jugendpfarramt, Frauenwerk und dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises und Schleswig-Holsteins immer als hilfreich und konstruktiv erfahren. Für mich liegt die Zukunft in der noch engeren Verzahnung und gegenseitiger Anregung von ortsgemeindlicher und übergemeindlicher Arbeit. Die verschiedenen Dienste und Werke mit ihren Besonderheiten, Möglichkeiten und Aufgaben zu begleiten und zu unterstützen, sah ich auch bisher als Teil meiner Arbeit als Pastor im ländlichen Bereich und als Kirchenkreisvorstandsmitglied an.

 

Kirche soll eine Heimat für die Seele sein. 1994-2020

„Eine Heimat für die Seele“ sollte Kirche und Gemeinde den Bewohnern sein. Das war und ist mein Ziel. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen stolz auf ihre Kirche sein und sich an ihr freuen. Sie sollen sich als zugehörig und willkommen erfahren und etwas spüren von Gottes vorlaufender und entgegenkommender Gnade. Die Kirche kann zur Heimat für Menschen werden, weil Gott uns bei ihm eine Heimat gibt in Zeit und Ewigkeit. Der umherziehende Jesus, der doch der gute Hirte ist, ist für mich fleischgewordenes Sinnbild für den einladenden, zuvorkommenden und bergenden Gott. „Eine Heimat für die Seele“ – mein Motto für meine Arbeit in Berkenthin ist durch ausführliche Leitbildentwicklung zum Leitbild und Markenzeichen und zur Wirklichkeit meiner Kirchengemeinde geworden. Darauf bin ich stolz und darüber freue ich mich. Vielleicht kann auch ein Kirchenkreis oder eine Region dazu helfen, dass Menschen in ihrer Kirche und bei Gott eine Heimat finden für ihre Seele. Ich möchte gerne dazu beitragen.

 

Pastor im Kirchenkreis 1994-2020

Jede Pastorin und Pastor hat Kolleginnen und Kollegen, Brüder und Schwestern. Jede Kirchengemeinde ist eingebettet in ihren Kirchenkreis mit den Nachbargemeinden und Einrichtungen. Die Zusammenarbeit mit allen benachbarten Ortsgemeinden in der Region konnte ich mit initiieren und erfolgreich gestalten. So entstand z.B. das  gemeinsame Projekt einer Beschäftigung eines regionalen Jugendmitarbeiters/ einer Jugendmitarbeiterin mit St- Petri-Ratzeburg und später auch kurzzeitig Groß Grönau. Inzwischen hat der Kirchenkreis flächendeckend regionale JugendmitarbeiterInnen installiert. In Pastorenkonvent und Kirchenkreissynode arbeitete ich von Anfang an engagiert mit, gehörte 3 Jahre lang dem Lauenburgischen Kirchenkreisvorstand als stellvertretendes Mitglied an, schließlich in folgenden Wahlperiode fünf Jahre lang als ordentliches Mitglied. Ich war ein Jahr lang Vorsitzender des Diakonieausschusses des Kirchenkreises und arbeite ab Januar 2005 zwei Jahre lang im Kirchenkreis-Finanzausschuss mit.

Ich wurde im Jahre 2005 in den Vorstand des Vereines Ansverus-Haus gewählt und konnte so bis 2012 der Communität und dem Haus etwas davon zurückgeben, was ich dort an geistlicher Heimat empfangen habe.

Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Diensten und Werken

des Kirchenkreises ergab sich immer wieder durch gemeinsame Veranstaltungen und Mitarbeit in Sitzungen und Treffen zu einzelnen Themen, wie zum Beispiel die Organisation der Sozialstationen und Kindergärten auf Kirchenkreisebene oder die Zusammenarbeit von Jugendpfarramt und Ortsgemeinden. Ich überblicke inzwischen einen gewissen Zeitabschnitt in der Entwicklung der Pastorenschaft und des Kirchenkreises. Der Generationswechsel, der noch unter Propst Augustin 1994 begann, die Aufnahme von zumeist jüngeren Kollegen mit ihrer Preetzer Ausbildung. Zur Pastorenausbildung habe ich durch meine inzwischen 18jährige eigene Tätigkeit als Vikarsausbilder eine enge Verbindung. Der Wunsch nach seelsorgerlicher Begleitung und Personalentwicklung, nach einer transparenten Beteiligungskultur und konstruktiver Visitation ist mir vertraut. Die Unterstützung der Ortsgemeinden in Wandel und Herausforderung (Profilierung und Regionalisierung) und der Pastorinnen und Pastoren in ihren vielfältigen Aufgaben in Gottesdienst, Unterricht, Seelsorge und Leitung liegt mir dabei am Herzen.

Am nordelbischen Reformprozess und der Zusammenlegung der beiden ehemaligen Kirchenkreise Lübeck und Herzogtum Lauenburg habe ich auf verschiedenen Ebenen aktiv mitgearbeitet.

Es ist ein spannender Prozess, unsere Kirche neu zu strukturieren. Ich sehe auch im Zusammenfinden unserer früheren zwei Kirchenkreise neben unbezweifelbaren Verlusten auch neue Chancen und Möglichkeiten. Beides, Trauer und Kreativität, sollten Platz finden in diesem Prozess unserer Kirche. Traditionen können hinterfragt und erneuert werden, die größere Verschiedenheit wirkt anregend, die Vielfalt geistlicher Orte kann einladender werden. In einer offenen Volkskirchlichkeit sehe ich dabei ein bleibendes Ziel kirchlicher Arbeit. Eine selbstbewusste, einladende, kirchliche Arbeit hat das Ziel und die Möglichkeit, unsere Kirche wachsen zu lassen.

 

Vikare begleiten 2002-2021

Meine Tätigkeit als Anleiter in der Vikarsausbildung ließ mich auch meine eigene pastorale Tätigkeit immer wieder hinterfragen, erneuern und qualitativ verbessern. Die Ausbildung, Anleitung und Zusammenarbeit mit künftigen Pastorinnen und Pastoren als Arbeitsfeld der letzten 18 Jahre machten mir Freude.

 

Promotion als Praxisreflexion 2009-2019

Die Erarbeitung einer Dissertation mit dem Thema "Der Gottesdienst als Ort religiöser Erfahrung - eine systematisch-theologische Untersuchung der Grundlagen religiöser Praxis im Anschluß an Eilert Herms"  bei Prof. Friedrich Lohmann 2009-2019 gab mir die Möglichkeit, meine religiöse Praxis systematisch-theologisch, philosophisch und praktisch-theologisch zu reflektieren. Ich konnte sie mit dem Einreichen der Arbeit und dem Kolloquium im April 2019 mit "cum laude" abschließen. Die Veröffentlichung des Buches als Grundlage des Tragens des Titel Dr.phil. erfolgte im Januar 2020.

 

Pastorale Zusammenarbeit in der Kirchengemeinde 2013-2021

Seit 2013 hatte die Kirchengemeinde Berkenthin 1 1/2 Pfarrstellen. Die 50%-Stelle war mit Pastorin Doris Pfeifer besetzt, deren Ehemann eine Pfarrstelle in einer Nachbargemeinde inne hat. Für mich war es eine erfreuliche Umstellung vom Einzel- zum Teampfarramt. Frau Pastorin Pfeifer und ich pflegten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

 

Meine Stärken

Meine Strärken sehe ich in meiner seelsorgerliche Grundhaltung, meiner Integrationsfähigkeit, meiner Fähigkeit, Dinge zusammen zu fassen und auf den Punkt zu bringen, meine Fähigkeiten in der zielorientierten Leitung von Klein- und Großgruppen, die Fähigkeit, Menschen in Ihrem Arbeitsgebiet zu begleiten und zu fördern, Umstrukturierungsprozesse und Qualitätsentwicklung zu initiieren und zu begleiten, im kommunalen Umfeld sicher und verbindlich zu agieren, öffentlich zu reden und zu handeln und nicht zuletzt, das Evangelium von der Menschenfreundlichkeit Gottes in Kirche und gesellschaftlichem Umfeld zur Sprache zu bringen. Mein Engagement als „Gehilfe zur Freude“ gilt einer Kirche, die der Bevölkerung eine Heimat für die Seele ist.

 

Ruhestand

Mit meinem Eintritt in den Ruhestand am 1. Oktober 2021 endet ein Lebensabschnitt nach 27 Jahren pastoralem Dienst in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Berkenthin. Mit großer Dankbarkeit blicke ich auf diese Zeit zurück. Und es beginnt ein neuer, freierer Lebensabschnitt, den ich melancholisch, neugierig und mit Freude beginne. Erst mit der Zeit werden sich neue Engagements- und Wachstumsmöglichkeiten einstellen. 

Eine neue erfüllende Tätigkeit fand ich im Angebot von vhs-Kursen und dem Schreiben theologischer Bücher für interessierte Menschen. Der erste Band "Aufgeklärter Glaube" erschien im Oktober 2023 und ein Predigtband im gleichen Jahr. Einen neuen interessanten Bereich bildet dazu die Gründung eines Verlages zum Publizieren meiner eigenen Bücher im November 2023. Der zweite Band "Aufgeklärter Glaube" erschien im Dezember 2024.

 

Pastor Dr. Wolfgang Runge

Berkenthin, den 30. Dezember 2024